Seit über 400 Jahren existiert in Nidwalden der Unüberwindliche Grosse Rat zu Stans, kurz: UGR. Eine Gesellschaft, die von der Fantasie und Imagination lebt. Der Grundgedanke lautet, dass dessen Mitglieder, die Reichsritter und Reichsdamen, über ein unermesslich grosses Reich herrschen. Das Zentrum dieses Reiches liegt dabei in Stans. Die Leitung obliegt einem Ministerium, das vom Reichsschultheissen geführt wird.
In der Zeit des Ancien Régimes, vor 1798, hatte der UGR dabei eine konkrete politische Aufgabe. Mit der Idee eines fantastischen Reiches diente er etwa dazu, die Nachkommen der herrschenden Nidwaldner Familien auf ihre künftige Regierungstätigkeit vorzubereiten. Seit dem 19. Jahrhundert steht verstärkt die Pflege der Geselligkeit und des Humors im Vordergrund.
Der «Mardi gras» als Inspiration
Einer der Höhepunkte im Festkalender des UGR bildet das jährliche Reichsfest im Hotel Engel in Stans. Unter der Leitung des Pannernherrn wird der Abend einem bestimmten Thema gewidmet. Der diesjährige Amtsträger André Odermatt wählte für das Reichsfest vom 15. Februar 2025 das Motto «New Orleans».
Für die Reichsritter und Reichsdamen wurde während eines Abends die legendäre Karnevalsstadt am Mississippi lebendig. Spezialitäten aus den Südstaaten wurden aufgetischt, die Künstler Streoo spielten die passende Tanzmusik und rhetorische Höhepunkte folgten einander. Besonders auffallend war die Ansprache des Reichsschultheissen Beat Hürlimann vom befreundeten Allmächtigen und Unüberwindlichen Rat von Zug. In seinen Ausführungen ging er auf die über 300-jährige Tradition des Mardi gras im Gebiet von Louisiana und die Parallelen zu Nidwalden ein.
Ein Wechsel zur mitternächtlichen Stunde
Um Mitternacht vollzog sich der Ministeriumswechsel. Jährlich wechseln die Ämter im fünfköpfigen Vorstand des UGR, soweit es die Männer betrifft. Bei den Frauen im «Frauenreich» bestehen längere Amtszeiten. Während eines Jahres durfte der Schultheiss Joseph Bachmann die Geschicke des Rates leiten. Als Musiker hatte er die Anlässe des vergangenen Jahres mit künstlerischen Darbietungen geprägt. An seiner Stelle trat nach dem mitternächtlichen Glockenschlag Niklaus Reinhard und sein Ministerium in den Saal. Mit einer Betrachtung der Weltlage, dargebracht mit feinsinnigem Humor, trat er das neue Amt an. Damit zeichnet sich auch für 2025 ein Programm ab, das vom Wechselspiel von Tradition, Humor und Aufbruch geprägt sein wird.
Bericht in der Nidwaldner Zeitung vom 1. März 2025, Mike Bacher
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